Auf der Suche nach Seelenheil

Seelenheil und Reliquien

Angesichts von tagtäglichem Leid und Not, Kriegen, Naturkatastrophen, Seuchen und Hunger versprach erst das Leben nach dem Tod vielen geplagten Menschen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit eine bessere Welt. Aus Sorge um die Seligkeit, aber auch aus Angst vor zeitlichen Strafen im Fegefeuer, strebte man nach einer vermeintlichen Erfass- und Zählbarkeit der eigenen Frömmigkeit. Stiftungen zur Lesung von Seelenmessen waren üblich, nahmen aber mit dem Vermögen sprunghaft zu. So ist überliefert, dass Kaiser Friedrich III. gar 30.000 Seelenmessen stiftete. Bekannt ist auch ein Brauch, von Kirche zu Kirche zu eilen, um beim Gottesdienst jeweils nur der Hochhebung, der Elevation, der Hostie beizuwohnen, weil dies als Kern des Gottesdienstes angesehen wurde. Ziel war dabei stets der Wunsch nach Erlass oder Verkürzung zeitlicher Sündenstrafen im Fegefeuer.

Reliquien, als greif- und sichtbare Überreste von Heiligen, und Wallfahrten erweiterten die Möglichkeiten, durch Ablässe Seelenheil zu erlangen. Kardinal Albrecht von Brandenburg glaubte, durch Reliquienbesitz einen Ablass von 39.245.120 Jahren „angespart“ zu haben und der Nürnberger Nikolaus Muffel bedauerte es, nur 308 Reliquien gesammelt zu haben. Eine für jeden Tag des Jahres war sein auch nach 33 Jahren nicht erreichtes Ziel, immer in der Hoffnung, für jede Reliquie einen Ablass von jeweils 800 Tagen zu erlangen.

In der Zeit vor der Reformation wurden auch in der Stiftskirche eine Vielzahl an Reliquien aufbewahrt. Doch der „Heilige Nagel“, der Teil des Kreuzes Christi gewesen sein soll, übertraf die anderen Reliquien in ihrer Bedeutung. Schenkungen, Wallfahrten und Stiftungen belegen diese herausragende Rolle ebenso wie die Wahl der Nägel als Wappen des Chorherrenstifts.

Urkundlich überliefert sind bereits Stiftungen aus den Jahren 1313 und 1345 „dem heiligen nagel ze Fuhtwangen“. Für das Reliquienfest werden in Quellen der erste Sonntag im Mai, an anderer Stelle auch der Himmelfahrtstag genannt.

Eine Vielzahl der Reliquien wurde von Markgraf Georg dem Frommen bereits 1529 nach Ansbach verbracht und so sind, nach der Bewertung des Bistums Augsburg in einer Schrift aus dem Jahre 1872, „... viele dieser Reliquien verschleudert worden und verloren gegangen.“

Der heilige Nagel verblieb jedoch in Feuchtwangen und wurde wohl in der oberen Sakristei des Chores, dem Versammlungsraum des Stiftskapitels, aufbewahrt. Hier soll er gelegen haben, bis zu jenem dunklen Tag im November 1546, bei dem „... hispanisches Kriegsvolk, welches feindlich in Feuchtwangen einbrach und Stadt und Kirchen plünderte ... “, ihn auf ihrem Beutezug mitnahm.

Stadt Feuchtwangen
Stadtmarketing, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

Kirchplatz 2 - 91555 Feuchtwangen - Telefon: 09852 / 904-105 bzw. -104 - Telefax: 09852 / 904-200
E-Mail: stadtmarketing@feuchtwangen.de

©Stadt Feuchtwangen - Stadtmarketing, 2017-2024, Bildnachweis: Andreas Strunz, Repros: Stadt Feuchtwangen